Biografie
10. Juli 1894
Bernhard Letterhaus erblickt die Welt in Barmen-Heckinghausen, heute Wuppertal. Sein Vater Johann Bernhard Letterhaus ist selbstständiger Schuhmachermeister, seine Mutter Emilie führt ein Lebensmittelgeschäft. Bernhard und seine Brüder August und Emil wachsen auf in einem katholischen Elternhaus.
Bernhard Letterhaus besucht acht Jahre lang die Kath. Volksschule St. Antonius Barmen, zunächst in der Hochstraße, heute Hohenstein, dann im Neubau der Schule am Steinweg, der heutigen Städt. Realschule Leimbacher Straße.
Josef Hermkes, Kaplan an St. Antonius von 1906 bis 1920, lobt Bernhard als guten und frommen Messdiener. Bernhard möchte Priester werden. Seine Eltern können das Schulgeld nicht aufbringen. So beginnt er eine Lehre als Bandwirker. Das Wirken, Herstellen von Bändern war seinerzeit eine handwerkliche Aufgabe, ausgeführt von spezialisierten Webern. In dem Barmer Lehrbetrieb ist er konfrontiert mit dem Elend und den Nöten der Arbeiter.
Nach der dreijährigen Lehre besucht Bernhard Letterhaus die Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie in Barmen. Die Abschlussprüfung besteht er mit Auszeichnung.
1914 Im Alter von 20 Jahren folgt Letterhaus dem Einberufungsbefehl zum Infanterie-Regiment 138 in Lothringen. Er kämpft an der Westfront und wird mehrfach verletzt. Ausgezeichnet wird er mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse.
1918 Als Unteroffizier kehrt Letterhaus heim nach Wuppertal.
1919 Letterhaus wird Parteisekretär der Zentrumspartei in Wuppertal-Barmen.
1920 – 1927 Letterhaus ist Verbandssekretär des Zentralverbands christlicher Textilarbeiter in Düsseldorf. Diese Stellung klingt nicht spektakulär, was er daraus entwickelt, ist es: Er nutzt und befeuert die christliche Gewerkschaftspresse zur Information, Bildung und Meinungsbildung der Arbeiter.
Abends nach Dienstschluss besucht er die Staatliche Fachschule für Wirtschaft und bildet sich autodidaktisch weiter.
1927 Letterhaus fällt auf: Der Westdeutsche Verband kath. Arbeiterbewegungen, KAB, seinerzeit die größte konfessionelle Arbeiterorganisation, wirbt ihn ab. Er arbeitet nun in der KAB-Zentrale in Mönchengladbach als Verbandssekretär.
1928 Die KAB-Zentrale wechselt nach Köln in die heutige Bernhard-Letterhaus-Straße.
Mit seinem Freund und Weggefährten Nikolaus Groß beginnt Bernhard Letterhaus seine Tätigkeit als Schriftleiter der Westdeutschen-Arbeiter-Zeitung, WAZ.
Sein Buch „Größenordnung in Volk und Wirtschaft“ erscheint.

Als Abgeordneter der Zentrumspartei für den Wahlkreis Düsseldorf-Ost gelangt Bernhard Letterhaus in den Preußischen Landtag und ist Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages.
1929 Bernhard Letterhaus heiratet Grete Thiel. Sie werden am 2. Mai getraut in der Kölner Pfarrkirche St. Agnes.
1930 Am 3. September wird Berhard Letterhaus Vizepräsident des 69. Deutschen Katholikentages. In seiner öffentlichen Rede nimmt er entschieden Stellung gegen den Nationalsozialismus und Bolschewismus.
1931 Es erscheint sein Buch „Die katholischen Arbeiter und der Sozialismus unserer Tage“.


1933 Verbot der Westdeutschen Arbeiterzeitung.
Bernhard Letterhaus wird Mitglied des Fraktionsvorstandes der Zentrumspartei im Preußischen Landtag. Er unterstützt das Präsidialkabinett des Reichskanzlers Brüning, steht jedoch in schroffer Opposition zu dessen Nachfolger Papen. Nach Hitlers Machtergreifung wendet sich Letterhaus gegen das Ermächtigungsgesetz.
1934 Am 12.12.1934 wird Tochter Ursula geboren.
Letterhaus veröffentlicht eine Abhandlung „Zur Frage der sozialen Gliederung des kath. Volksteils in Deutschland“.
1935 – 1938 Die Gestapo hat Letterhaus im Visier. Er wird mehrfach verhört.
1939 Letterhaus wird im Alter von 45 Jahren in den Krieg einberufen zum Stab des Landesschützenregiments Nr. 61 in Köln-Mülheim.
1942 Nach einer Verwundung wird er nach Berlin versetzt zur Abteilung Ausland Abwehr (Presse/Zeitschriften) des Oberkommandos der Wehrmacht.
1943 Bernhard Letterhaus schließ sich der Widerstandsbewegung an. Dazu gehören u.a. Goerdeler, Wirmer, Leuschner, Kaiser, Habermann. Sie planen die politische Neuordnung Deutschlands. Im Kabinett von Dr. Karl Goerdeler, seinerzeit Leipziger Oberbürgermeister, ist Letterhaus als künftiger Aufbauminister vorgesehen. Die Vorbereitung des Attentats in Zusammenarbeit mit Stauffenberg ist naheliegend.
1944 Am 20. Juli 1944 hält sich Letterhaus in Potsdam auf. Er erfährt, dass der Anschlag auf Hitler gescheitert ist. Freunde raten ihm zur Flucht in die Niederlande. Er entscheidet sich dagegen und bleibt in Berlin.
Am Abend des 25. Juli 1944 wird Letterhaus nach einem Ausflug mit seinen Mitarbeitern verhaftet. Die weiteren Stationen: Gefängnis in Berlin, Konzentrationslager Ravensbrück, Haftanstalt in Berlin Tegel.
Am 13. November um 10 Uhr findet vor dem Volksgerichtshof der Prozess gegen Bernhard Letterhaus statt. Die Anklage lautet Landes- und Hochverrat. Letterhaus erklärt, dass die Verschwörer ihre Pläne „nur durch eine gewaltsame Änderung der Regierung an Haupt und Gliedern“ glaubten erreichen zu können. Nach einer Stunde, um 11 Uhr, wird das Urteil verkündet: Tod durch den Strang, Ehrverlust und Vermögenseinziehung. Bernhard Letterhaus wird am 14. November erhängt. Er war 50 Jahre alt.